25.10
Diesen Artikel teilenWie hat das Auftauchen einer neuen Generation von Unternehmensmanagern die Gesellschaft und die Wirtschaft verändert und zum Aufstieg mächtiger Konzerne geführt?
Im Laufe der Zeit wurden charismatische Unternehmer allmählich durch eine neue Klasse von professionellen Managern ersetzt. In dem Maße, wie die Unternehmen wuchsen, wurde es für eine einzelne Person immer schwieriger, Eigentümer eines bedeutenden Aktienanteils zu bleiben. In einigen europäischen Ländern, z. B. in Schweden, behielten die Gründerfamilien oder die ihnen gehörenden Stiftungen jedoch weiterhin die Kontrolle über große Aktienpakete, da die Gesetzgebung die Ausgabe neuer Aktien erlaubte, die 10 % oder sogar 0,1 % der stimmberechtigten Stammaktien entsprachen. Infolge dieser Veränderungen begannen professionelle Manager und Direktoren eine Schlüsselrolle in der Unternehmensführung zu spielen, während die Aktionäre bei der Festlegung von Unternehmensstrategien eine zunehmend passive Rolle einnahmen. Bereits ab den 1930er Jahren begann man von der Entstehung eines Managerkapitalismus zu sprechen, in dem die Industriekapitäne der viktorianischen Ära durch professionelle Bürokraten des privaten Sektors ersetzt wurden.
Es wurden jedoch zunehmend Bedenken laut, dass diese angestellten Manager die Unternehmen im eigenen Interesse und nicht im Interesse der Aktionäre, die die rechtmäßigen Eigentümer waren, führten. Es wurde argumentiert, dass die Manager nicht so sehr nach Gewinnmaximierung als vielmehr nach Umsatzsteigerung strebten, was es ihnen ermöglichte, das Unternehmen zu vergrößern und ihren eigenen Status und Einfluss zu erhöhen. In einigen Fällen waren sie an teuren und prestigeträchtigen Projekten beteiligt, die eher ihre persönlichen Ambitionen befriedigten als die Gewinne und den Börsenwert zu steigern. Dennoch waren einige Wirtschaftswissenschaftler der Ansicht, dass der wachsende Einfluss professioneller Manager unvermeidlich und sogar von Vorteil sei.
Vorhersage und Bewertung des Wandels
In den 1940er Jahren vertrat Joseph Schumpeter, ein in Österreich geborener amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler, der für seine Theorie des Unternehmertums bekannt ist, die Ansicht, dass mit der Stärkung der Unternehmen und der Einführung wissenschaftlicher Grundsätze in Forschung und Entwicklung die mutigen Unternehmer der Vergangenheit professionellen bürokratischen Managern weichen würden. Schumpeter glaubte, dass dies zu einem Rückgang der Dynamik des Kapitalismus führen würde, sah diesen Wandel jedoch als unvermeidlich an. In den 1950er Jahren vertrat auch der Wirtschaftswissenschaftler John K. Galbraith die Ansicht, dass der Aufstieg großer, von professionellen Managern geführter Unternehmen unvermeidlich sei. Er schlug vor, dass die einzige Möglichkeit, ihrem Einfluss entgegenzuwirken, darin bestünde, die staatliche Regulierung zu erhöhen und die Rolle der Gewerkschaften zu stärken.
In den folgenden Jahrzehnten waren die Befürworter des Privateigentums davon überzeugt, dass die Anreize für Manager auf eine Gewinnmaximierung ausgerichtet sein sollten. Es wurde viel getan, um Motivationsmodelle zu entwickeln, und einige sehr kluge Köpfe haben an dieser Aufgabe gearbeitet. Es wurde jedoch nie eine perfekte Lösung gefunden. Oft gelang es den Managern, die formalen Anforderungen des Vertrags zu erfüllen, während sie den wahren Kern des Vertrags umgingen. Dies galt insbesondere in Situationen, in denen die Aktionäre nicht ohne Weiteres beurteilen konnten, ob die geringe Rentabilität auf mangelndes Engagement der Unternehmensleitung oder auf objektive externe Faktoren zurückzuführen war.
Eine Scheinlösung für Ineffizienz
Es wurde die Auffassung vertreten, dass professionelle Manager entsprechend den Gewinnen, die sie den Aktionären liefern konnten, belohnt werden sollten. Um dies zu erreichen, wurde vorgeschlagen, dass sie sich auf die Gewinnmaximierung konzentrieren sollten, indem sie die Ausgaben für Gehälter, Investitionen, Lagerbestände, mittlere Führungskräfte und andere Kosten rücksichtslos kürzen.
Um die Manager zu ermutigen, diesem Plan zu folgen, wurde den Aktionären empfohlen, den Anteil der Aktienoptionen des Unternehmens an ihrer Vergütung zu erhöhen, was dazu beitragen würde, die Interessen der Manager und der Aktionäre anzugleichen. Diese Idee wurde nicht nur von den Aktionären, sondern auch von vielen Unternehmensleitern befürwortet. Einer der berühmtesten Vertreter dieses Konzepts war Jack Welch, der langjährige Vorstandsvorsitzende von General Electric, der als Autor des Begriffs „Shareholder Value“ in Erinnerung geblieben ist, den er 1981 in einer Rede geprägt hat.
Schon bald nach dieser Rede wurde die Maximierung des Shareholder Value zum Symbol der amerikanischen Geschäftswelt und zum Inbegriff einer ganzen Ära.
Zunächst schien die Idee sowohl für die Führungskräfte als auch für die Aktionäre perfekt zu funktionieren. Der Anteil der Gewinne am Volkseinkommen, der seit den 1960er Jahren rückläufig war, stieg Mitte der 1980er Jahre sprunghaft an, und seither erhalten die Aktionäre einen viel größeren Anteil dieser Gewinne in Form von Dividenden, und der Wert ihrer Aktien stieg zwischen den 1950er und 1970er Jahren um fast 60 Prozent.
Die Vergütungen des Managements erreichten enorme Höhen, aber die Aktionäre hinterfragten die Höhe der Vergütungen nicht mehr, da sie mit dem stetigen Anstieg der Aktienkurse und Dividenden zufrieden waren. Die Praxis verbreitete sich bald in anderen Ländern, wobei sie sich im Vereinigten Königreich leichter durchsetzte, da die Struktur der Unternehmensführung und die Managementkultur denen der USA ähnelten, und in anderen Ländern schwieriger war.
Fazit
Das Aufkommen einer neuen Klasse von professionellen Managern hat die Struktur und Dynamik des modernen Kapitalismus grundlegend verändert. Diese Manager mit ihren spezialisierten Fähigkeiten und Kenntnissen sind zu zentralen Figuren im Management großer Unternehmen geworden und haben die Aktionäre zu passiven Teilnehmern bei der Festlegung von Unternehmensstrategien gemacht. Einerseits trug die Einführung des Konzepts des Shareholder Value dazu bei, die Rentabilität und die Aktienkurse zu steigern, was für die Aktionäre eine Illusion des Erfolgs schuf. Andererseits gab es Befürchtungen, dass Manager, die sich auf ihre persönlichen Interessen konzentrieren, zum Nachteil der Interessen der Eigentümer handeln könnten.
Trotz aller Bemühungen, wirksame Anreizsysteme zu schaffen, blieb das Problem der Interessenverschiebung bestehen. Diese Situation unterstreicht die Bedeutung weiterer Forschung und Entwicklung im Bereich des Managements, um die Interessen aller an den Geschäftsprozessen Beteiligten auszugleichen. Letztlich hat der Wandel der Governance im Unternehmenssektor weiterhin erhebliche Auswirkungen auf die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen der Gesellschaft und stellt den modernen Kapitalismus vor neue Herausforderungen.
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